CrazySexyBlog Turn 25

(Was bisher geschah…)

Hallo, Freunde der vierspurigen Quasistationärzyklen,

nachdem wir diese gruselige Geschichte des armen Kenny veröffentlicht hatten, hörten Izzys Alpträume schlagartig auf, und ihm ging es wieder glänzend. Das freute uns natürlich alle, denn keiner von uns hatte eine Ahnung, was wir noch hätten tun können, wenn unser Vorgehen keinen Erfolg gebracht hätte … aber diese Überlegungen waren natürlich rein akademischer Natur. Wir traten jedenfalls alle mal etwas kürzer und gönnten uns eine Woche Urlaub. Also … fast. Ich mußte ja immer noch Touristen durch den Puget Sound fahren, aber das war eigentlich pure Entspannung für mich.
Und doch … nach den wirklich actionreichen und adrenalingeladenen Episoden der Vergangenheit war der Rückfall in eine einigermaßen normale Welt mit all der Routine und einem Wecker, der jeden Morgen um die gleiche Zeit klingelte, etwas, das mir fast vorkam wie … na ja … langweilig. Aber am 26.5.2057 kam ein Anruf eines recht gutgelaunten Izzy, der einen neuen Job an der Angel hatte.
„Hey, Fishi“, tönte es aus dem kleinen Speaker in meinem Ohr, „mach dich mal frisch und zieh dir was an. Was gutes, am besten. Es gibt einen für uns interessanten Deal. Treffen ist um Zehn Uhr abends in der Needle. Also keine Flecken auf der Hose und keine Panther unterm Arm, okay?“
Ich seufzte. Meine besten Klamotten. Na gut.

Als wir im „Eye of the Needle“, dem sehr teuren Laden in der oberen Plattform der Space Needle saßen, war ich dann doch froh, mich einigermaßen in Schale geworfen zu haben, um hier nicht aufzufallen wie eine übergroße lila Küchenschabe. Die Frau, mit der wir sprachen, stellte sich als „Carla Brooks“ vor und unterbreitete uns nach einem für dieses Etablissement standesgemäßen, aber nach unseren normalen Maßstäben extraordinär luxuriösen Imbiß das Angebot, von dem Izzy erzählt hatte:
Wir sollten vom schönsten internationalen Flughafen des Nordwestens, der in diesem Jahr übrigens seinen 110. Geburtstag feierte, nach D.C. fliegen, dort unseren Kontaktmann (einen „Mr. Dubronski“) treffen und eine delikate leise Heimlichkeitsoperation vornehmen, über deren Details wir aus Sicherheitsgründen erst dort informiert werden könnten. Es wären pro Person 20000 drin, und der Abflug wäre bereits am nächsten Abend, dem 27. Mai. Nachdem wir uns noch einmal die Bestätigung geholt hatten, daß großkalibrige Schußwaffen deutlich überflüssig wären, sagten wir zu. Wir bekamen einen Zugangscode für einen bestimmten Flughafenbereich, in dem üblicherweise Privatmaschinen abgefertigt wurden, sowie das Versprechen, daß Ausrüstungsgegenstände in gewissem Rahmen zur Verfügung gestellt würden, wenn wir danach verlangten. Diese würden uns dann bei der Ankunft in Washington ausgehändigt werden.

Ich kann euch sagen: wenn man mal den VIP-Nebeneingang des Sea-Tac benutzen darf, geht eine Tür in eine ganz andere Welt auf. Dieser Flughafen war ein Moloch, der ob seiner Größe ein eigenes U-Bahnnetz hatte und auf dessen Gelände mehr bewaffnete Sicherheitsfuzzis als Sitzplätze anzutreffen waren. Beinah jede halbe Minute wollte irgendein Wichtigtuer von einem wissen, warum man hier herumlief und wedelte mit einem Scanner, um die Tickets einzulesen, die man einfach nicht in die Tasche stecken konnte, weil es zu lange gedauert hätte, sie wieder hervorzuholen. In der Privatzone … aaahhh … man konnte Luft atmen, zehn Meter geradeauslaufen, ohne sich an irgendeinem Pulk Trottel vorbeidrücken zu müssen, und man mußte nicht einmal ein Ticket bei sich haben. Einfach so herumspazieren und aus den Fenstern dem Flugverkehr zusehen – die Wucht in Tüten. Schade, daß diese Freiheit nur Teil des Jobs war. Also taten wir, was der Job von uns verlangte, und meldeten uns am Flugzeug, mit dem wir an die Ostküste fliegen sollten.

Nach einer ausgiebigen und erfrischenden Mütze Schlaf in D.C. angekommen, wurden wir von einem Ork in Chauffeursuniform in Empfang genommen und in einen Vorort gefahren. Dort sollte ein Einfamilienhaus unsere Operationsbasis sein.
Ein unauffälliger Norm erklärte uns die Einsatzparameter: es sollte ein kleines Kästchen am Wagen von James Booth befestigt werden. Genau dem James Booth, der bereits in der Steele-Regierung Vizepräsident gewesen war und dann, als herauskam, daß die Wahl manipuliert worden war, mit einem saftigen Tritt aus dem Amt katapultiert wurde. Dieser Herr also veranstaltete am 29.5. abends eine Spendengala in DC, die seiner Technokratischen Partei zugute kommen sollte und bei der er sich selbst als Präsidentschaftskandidat eben jener Partei ins rechte Licht zu rücken versuchen würde. Bei der Wegfahrt vom Gala-Event mußte das Kästchen an dem Auto befestigt sein, mit dem sich der Kandidat fortbewegte. Eine Beschreibung des Parkhauses des Secret Service, aus dem das zur Beförderung angedachte Fahrzeug entnommen wurde, wurde uns zusammen mit dem Kästchen ebenfalls übergeben.

Da wir natürlich trotz aller Heimlichkeit, die in diesem Fall vonnöten war, schlecht ohne Körperpanzerung durch die Gegend torkeln konnten, deckten wir uns in einer kleinen Boutique mit dem wichtigsten ein: angepaßte Panzerunterwäsche und getarnte Panzerjacken.

Der Plan, der uns einfiel, war im Grunde recht simpel: wir würden in dieses Parkhaus „einbrechen“ (was wir ja unbestritten ohnehin taten, aber eben zu einem anderen Zweck als dem offensichtlich scheinenden) und „ein Auto klauen“, dabei an dem richtigen Auto, also dem, das für Mr. Booth bereitgestellt würde, die Wanze anbringen und mit einem beliebigen anderen Auto abhauen (was wir als den Idealfall deklarierten, da sich sie Ermittlungen dann auf einen Diebstahl konzentrieren würden, und nicht auf eine mögliche Verwanzung eines der anderen Fahrzeuge). Falls das aus irgendeinem Grund schiefginge, würden wir ansonsten die fingierte Klauaktion abbrechen und ohne ein Fluchtfahrzeug abhauen. Das richtige Auto für die Abholung des Präsidentschaftskandidaten von der Gala würde durch einen Computer oder wissenden Angestellten ermittelt, bevor wir von unserer Basis aus starten würden.

Drei Stunden, bevor dann die Gala startete, machten wir uns auf den Weg. Unterwegs bekamen wir dann noch die Fahrzeug-ID des Zielgefährts zugeschickt, da der Decker, der für diese Aktion zuständig war, etwas getrödelt hatte. Uns genügte das aber, da sich der Zeitplan nicht änderte.
Am Zielort angekommen, sahen wir uns um. Das Parkhaus sah unauffällig aus – natürlich, denn es sollte ja nicht auch noch kriminelle Elemente anlocken. Tricksys Schwebefähigkeit sorgte dafür, daß sie auf dem Dach des Gebäudes landen konnte, von wo aus sie durch ein Oberlicht Sicht auf den Pförtner/Bewacher bekam. Danach „überzeugte“ sie ihn mit ihrer Manipulationsgabe, das Manntor des Parkhauses zu öffnen und uns anderen drei einzulassen.

Das Innere des Hauses überraschte uns dann aber doch: das ganze Ding war leer. Komplett leer bis auf einen einzigen Carlift in der Mitte und einen Terminal. Aber gut, wir hatten einen Job. Tricksy versorgte den etwas verplanten Mitarbeiter des Secret Service, der uns eingelassen hatte, mit der Motivation, ein Schläfchen zu halten, Izzy wählte uns ein gepanzertes Fluchtfahrzeug aus und ich kletterte derweil den Carlift hinunter, um das Zielvehikel zu finden. Da ich in unserer Gruppe der sportlichste war, durfte ich mir natürlich den anstrengendsten Part antun. Aber es glückte. Ich fand eine schöne Stelle im Unterboden des Autos nahe der rückwärtigen Fahrgastzelle und plazierte die Wanze. Etwas außer Atem ließ ich mich zwei Minuten später in den bequemen Fahrersitz des LR Transporters fallen. Der Minibus hatte standes- und aufgabengemäß eine verstärkte Zelle und Spezialscheiben aufzuweisen und lief auf unplattbaren Reifen. Wir sollten also einen einigermaßen streßfreien Abgang hinlegen können.

Izzy öffnete wieder das Tor der Halle vom Terminal aus, sprintete dann zu unserem Fluchtwagen, und sobald er saß, startete ich durch. Einfach, was?

Nun ja.

Plötzlich und ohne Vorwarnung riß der Film, und ich saß aufrecht in einem Krankenbett. Überall an mir hingen Kabel, und ich konnte mich nicht erinnern, wo ich war, wie ich dahingekommen war, weswegen ich hier sein sollte und warum zum Teufel ich nicht einen Fetzen vertrauter Kleidung am Körper hatte. Als ich mich umsah, konnte ich erkennen, daß Izzy, Tricksy und Bo in gleichartigen Betten neben mir lagen und offenbar soeben gleich mir erwacht waren. Auf ihren Gesichtern leuchtete die gleiche Verwirrung, die ich an mir bemerkte. Der Raum, in dem unsere Lager standen, wirkte wie ein normales Krankenzimmer, allerdings waren wir alle gesund, von daher waren wir wahrscheinlich nicht in einem regulären Krankenhaus. Das Licht war gedimmt, und es war demzufolge entweder Nacht oder wir waren erwacht, ohne daß dies der aktuelle Plan von wem auch immer gewesen wäre.

„Scheiße“, grunzte Izzy, während Towarischtsch Gredenko bereits vorsichtig begann, sich die Kabelage zu entfernen, ohne ein Wort zu sagen. Wenigstens sah es so aus, als ob keine Nadeln in uns stecken würden. Während wir alle nun hektisch versuchten, uns aus dem Strippengewirr zu befreien, ertönte ein Schußgeräusch jenseits der Tür. Ich sprang auf und war bereits fast vom Bett runter, als die Tür aufsprang und zwei Bewaffnete den Raum betraten, die ihre Plempen auf mich und Bo richteten. Dann zogen sie durch. Da ich bereits auf den Beinen war, konnte ich der Salve, die auf mich gezielt war, ausweichen. Bo hatte nicht so viel Glück. Er saß noch auf der Matratze und wurde voll erwischt. Röchelnd und mit einem für einen Troll seiner Größe üblichen Getöse kippte er hintenüber und riß im Fall alle erreichbaren medizinischen Apparaturen mit sich. In meiner Verzweiflung griff ich einen herumstehenden Stuhl und schleuderte ihn auf die Angreifer, aber konnte lediglich verhindern, sofort von einer zweiten Salve erfaßt zu werden, die mich mit Sicherheit auf ewig davon abgehalten hätte, hier auch nur noch ein einziges Wörtchen ins beliebteste Action Blog des Nordwestens zu tippen.
Außerhalb meines stark eingeengten Blickfeldes, das nur aus Stuhl und AK-97 „meines“ Angreifers bestand, ratterte eine weitere Salve und traf Fleisch. Als ich erkannte, daß nur noch Millisekunden vergehen würden, bis mein zukünftiger Mörder eine weitere Welle aus Geschossen auf mich loslassen würde, kroch Panik in mir hoch, denn mein Vorrat von Stühlen war gerade auf Null geschrumpft. Doch in einer einzigen geschmeidigen Bewegung faltete er sich plötzlich zusammen und warf sich zu Boden, wo er wie tot liegenblieb.
Hinter mir keuchte Tricksy angestrengt: „Blöd, wenn man nich weiß, wer die Schamanin ist, nich?“

Ich sprang zu den Bewußtlosen, griff zuerst nach der AK, dann besann ich mich eines Besseren und schnappte mir die Panzerjacke des einen Angreifers und warf sie mir über. Besser als grünes Stöffchen. Dann blieb mein Blick an einem Transceiver hängen, den der Bewußtlose im Ohr trug. Koordiniertes Vorgehen? Da sollte man dann vielleicht doch lieber mithören. Kurz entschlossen hängte ich mir den Kommunikator um, bevor ich mir wieder die AK griff. Tricksy begann währenddessen mit Wiederbelebungen an Bo und Izzy, der offenbar ebenfalls brutal über den Haufen geballert worden war.

Um sie nicht zu stören, ging ich in die Zimmerecke, in der ein paar Schränke danach aussahen, als ob sie unsere Sachen enthalten könnten. Und tatsächlich erkannte ich in den Spinden unsere Zivilklamotten, die wir am Sea-Tac getragen hatten. Die Panzerklamotten aus DC waren leider nicht dabei. Sehr, sehr schade.

Ich hatte mich gerade angezogen und die erbeutete Panzerjacke übergestreift, als sich aus dem Hörer eine Stimme bemerkbar machte: „Team 5 melden!“  Einige Sekunden später, etwas fordernder, dieselbe Anfrage. „TEAM 5 MELDEN!“ Ich gab nach einem kurzen Blick auf Tricksy zurück:
„Hier Team 5. Situation normal.“ Der Sprecher auf der Gegenseite schien sich zu entspannen und fragte nach:
„Und der Meta-Drek?“
Ich antwortete möglichst kühl und unbeteiligt mit einem Wort: „Terminiert.“ Schließlich wollte ich nicht, daß die Gegenseite an zu vielen Worten erkennen konnte, daß hier nicht Team 5 sprach.

Das Schlußwort der Gegenstelle fiel unbeeinflußt aus – man hatte den kleinen Wachwechsel anscheinend nicht bemerkt. „Okay – zurück zum Ausgangspunkt.“
Ich bestätigte: „Roger!“

Das war nicht gut. Es schien, als wären wir in eine Kon- oder militärische Operation hineingeraten. Nur die Verwendung des Wortes „Meta-Drek“ gab einen Hinweis, daß unsere Gegenspieler möglicherweise Humanis-Terroristen oder ähnliche Schmeißfliegen sein könnten. Allerdings waren wir zu diesem Zeitpunkt kläglich unterbewaffnet, was uns einen durchaus entscheidenden Nachteil einbrachte. Das war mir klar, selbst ohne bereits in eine Konfrontation mit unserem noch unbekannten Gegner verwickelt worden zu sein. Wir würden mit unseren zwei Beute-AKs Wunderdinge vollbringen müssen.

Vollständig ausgerüstet, machten wir uns auf den Weg, um herauszufinden, wo wir waren, mit wem wir es zu tun hatten, und wo der verfraggte Ausgang war, denn uns war klar, daß wir mit einer gewissen Carla Brooks einen ziemlich dicken Truthahn zu rupfen haben würden. Wir steckten offenbar in einem unterirdischen Komplex, denn wohin wir uns auch wandten, es gab keine Fenster. Nirgendwo. Nur Wegweiser und Hinweise auf Abteilungen hier und dort. Das ganze sah nach einem High-Tech-Forschungspark aus, und erst als wir an einem Schild vorbeikamen, an dem ich ein Schlagwort aus der SimSinn-Werbung erkannte, schwante mir, daß wir möglicherweise nicht ganz freiwillig an irgendeiner Art VR-Test teilgenommen hatten. Ich war so in Gedanken versunken, daß ich nicht merkte, wie sich in einem Nebengang drei Söldner oder Terroristen oder Konzerngardisten oder wer auch immer in Stellung brachten und uns kaum, daß wir alle sichtbar waren, anschrien und unser Ergeben forderten.

Bo und ich als die beiden mit den AKs ballerten natürlich los, aber die drei waren in der Überzahl und besser sowohl bewaffnet als auch gepanzert. Da Tricksy und ich die Panzerjacken trugen, die im Übrigen für den Ork und den Troll ohnehin zu klein waren, waren Bo und Izzy weniger geschützt als wir. Und Izzy hatte das große Pech, am falschen Platz zu stehen. Mit weniger guten Reflexen und geringerer Kampferfahrung als unser russischer Riese war er doch als zweites gefährliches Ziel angesehen worden, aber nicht in der Lage, seinen Hintern zu retten. Wir konnten zwar ein bißchen schießen, aber als ein zweites Trio Gegner eintrudelte, erwischten sie ihn. In mir krampfte sich alles zusammen. Ich dachte, damit wäre unser Schicksal besiegelt, doch Bo hatte den kühleren Kopf. Er griff meine AK am Lauf, nahm sie mir damit ab und warf sie zusammen mit seinem Exemplar von sich. Dazu brüllte er „WIR GEBEN AUF!“ Dann nahm er die Hände hoch und sah mir in die Augen. An mich gewandt, flüsterte er: „Nicht, Fish. Nicht noch einen Toten. Wir kommen wieder.“

Ich war wie gelähmt. Unter lauten Kommandos kamen die Gegner näher, fesselten uns und schleppten uns davon. Und ich konnte meinen Blick nicht von Izzys Leichnam abwenden, den unsere Häscher da an dem Gangabzweig einfach liegen ließen, bis die Tränen in meinen Augen jeden visuellen Eindruck auslöschten.

Als ich wieder klar sehen mußte, saß ich gefesselt auf einem Stuhl. Meine Umgebung schien eine Mensa oder eine Kantine zu sein, und irgendwie fand ich das beruhigend. Immerhin war das demzufolge eine Umgebung, in der Menschen essen und sich versorgen können sollten. Kein Schlachthof oder ähnliches. Neben mir saßen Tricksy und Bo, wobei Bo mit extra viel Fessel bedacht worden war. Wenn ich genauer darüber nachdachte, war das ziemlich dumm. Ich als Gegner hätte nicht zögern dürfen, Bo sofort zu exekutieren, als er sich ergab, denn wenn er sich befreien konnte, drohten dem bislang immer noch unbekannten Gegner hohe Verluste. Offenbar wußten die Arschlöcher nicht, wen sie da gefangen genommen hatten. Und zumindest ein Rätsel klärte sich auf ganz simple Weise:
An der Wand der Kantine prangte ein riesengroßes VisionQuest-Logo. Da hatten wir es. VR-System-Betatester wider Willen. Aber warum wir?

In der Cafeteria warteten wir einige Stunden, in denen wir zusehen können, wie irgendwelche Terroristen sich damit beschäftigten, in den Snackautomaten an den Wänden Bomben zu installieren. Uns wurde etwas unwohl, denn uns schwante, daß man mit unseren Leben Poker spielen wollte. Zu welchem Zweck auch immer. Denn die Terroristen – soviel hatte ich mir zusammengereimt, da ein stringentes militärisches Vorgehen bei den Geiselnehmern nicht zu erkennen war – hatten uns oder den anderen Geiseln gegenüber mit keinem Wort erwähnt, was denn eigentlich der Zweck der ganzen Aktion gewesen sein sollte. Der Gradmesser „etwas unwohl“ war leider nicht von Dauer. Dem Anführer der Bewaffneten fiel nämlich irgendwann nichts besseres ein, als anzukündigen, ab sofort jede Stunde einen Gefangenen zu exekutieren. Und wir sollten uns nicht so haben, denn die Regierung wollte eben nicht kooperieren. Jetzt wurde uns wirklich SCHEISSE elend.

Kurze Zeit später hörten wir eine Lautsprecherdurchsage über die Rundsprechanlage:
„Waffen ablegen und ergeben, oder wir zünden die erste Bombe. JETZT!“
Ganz klar – diese Meldung ging nicht an uns. Der Kommandant der Geiselnehmer verließ nach dieser Ansage schnellen Schrittes den Raum durch den Haupteingang …

… dann stürmten zwei Gestalten in die Cafeteria. Zwei Frauen, eine davon eine lupenreine Cybersöldnerin mit einem LMG, die andere eine Ki-Adeptin oder ähnliches, die mit einer Monofilamentpeitsche hantierte. Beide begannen mit beängstigender Präzision und Geschwindigkeit, die Gegner wegzuschnitzeln. Zum Glück konnten einige der Geiseln den beiden die Sache mit den Bomben verraten, sobald sich das Gros der Geiselnehmer zur ewigen Ruhe gebettet hatte, und die Söldnerin hetzte dem Anführer nach, dessen Weg ihr anscheinend durch eine Stimme im Ohr verraten worden war. Als sie durch die Tür stürmte, fing sie sich eine Salve aus einer automatischen Waffe ein, blieb aber auf den Beinen und feuerte zurück.

Die Ki-Adeptin löste auch unsere Fesseln und brüllte uns an, alle schnellstmöglich die Cafeteria zu verlassen – als ob überhaupt jemand hier eine andere Idee gehabt hätte, wenn man um die Sprengsätze in den Automaten wußte. Bo als der Meistersprinter kam als erster weg. Ich sah seine Silhouette gegen den weißen Hintergrund der Wandverkleidung, dann traf mich ein Schlag. Das Universum verschwand in einer heißen, brennenden Welle…

Natürlich war das nicht mein Ende. Aber im Nachhinein betrachtet, muß ich wirklich überrascht sein, daß ich das überlebt habe, und zwar ohne irgendwelche bleibenden Schäden. Nach meiner Einschätzung hat da jemand, der wirklich viel über Wiederherstellungsmagie weiß, an mir mal so richtig zeigen wollen, was er drauf hat. Okay, hat funktioniert. Leider weiß ich nicht, wer dieser Jemand war. Ich weiß nur, daß ich in einem Privatkrankenhaus aufwachte, mit Bo, Tricksy und einem quicklebendigen Izzy an meinem Bett. Und beim Checken meiner Sachen stellte ich fest, daß mir jemand einen Credstick in die Tasche gemogelt hatte, der auf dem Display die schöne Summe von 20000 Nuyen anzeigte – ganz wie anfangs mit Miß Brooks vereinbart.

Soweit dazu. Stay tuned for more,

euer Fish

Dieser Beitrag wurde unter CrazySexyBlog, STILL ALIVE abgelegt und mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Eine Antwort zu CrazySexyBlog Turn 25

  1. Pingback: Gruppe: Still Alive | Zwergenschatten

Hinterlasse einen Kommentar